Mittwoch, 31. Oktober 2018

Protogynie bei Typhonium venosum

Zur Blütenbiologie des olfaktorisch interessanten Eidechsenwurzes schreibt der Bochumer Botanische Verein, daß zur Bestäubung mehrere Pflanzen erfor-derlich wären. Das Phänomen Protogynie (oder Proterogynie, "Vorweiblichkeit") besteht darin, daß die weiblichen Blüten vor den männlichen blühen. Auf diese Weise wird eine Selbstbestäubung verhindert. Zu meiner Verwunderung brachte meine (einzelne!) Pflanze aber einen Fruchtstand hervor, der größtenteils zwar verkümmert war (3. Foto, oben), der aber doch ein paar normal ausgebildete Früchte beinhaltete (3. Foto, rechts). Aus diesen ließen sich dann auch Samen herausquetschen (3. Foto, mittig). Wie kann es sein, daß die Bestäubung ohne zweites Exemplar geglückt sein kann?

Leider ohne Quellenangabe findet sich auf Wikipedia der Hinweis, daß nur dann eine Selbstbestäubung ausgeschlossen ist, wenn die Reifezeitpunkte der Geschlechtsorgane vollständig getrennt sind, was als starke Protogynie bezeichnet wird. Bei der schwachen Protogynie sind die Reifezeitpunkte dagegen nur teilweise versetzt. Eine Fremdbestäubung wird dadurch zwar begünstigt, die Selbstbestäubung kann aber dennoch erfolgen. Aufgrund meiner Beobachtung der Samenbildung an einer Einzelpflanze nehme ich an, daß bei Typhonium venosum nur eine schwache Protogynie vorliegen kann, womit sich die eingangs zitierte Aussage der Bochumer etwas relativiert. Ob die gebildeten Samen keimfähig sind, bleibt natürlich noch abzuwarten. Ich werde weiter darüber berichten. (Fotos der Blüte vom 4.5.18)